Château Servant – Kapitel 1



Er sprach kein einziges Wort mit ihr.

So kniete sie, inmitten des riesigen Saals, die Augen verbunden, die Hände gehorsam auf dem Rücken verschränkt.

Sie bemühte sich still zu bleiben, sich die allmählich aufkommende Unruhe nicht anmerken zu lassen.

 

Am Abend zuvor …

 

Sie legte ihr Besteck zur Seite und griff nach der Serviette. Heute hatten sie gemeinsam gegessen, was leider seltener geworden war seitdem ihr Mann Überstunden machen musste. Das Wichtige aber war, das der morgige Abend ganz ihnen gehörte. Dies stand schon seit fast einem Monat fest und ihre Ungeduld hatte sich kein bisschen gelegt. Es wäre das erste Mal, dass sie bei einem Spiel andere Leute um sich hätten.

Ihr Mann schien zu bemerken, woran sie dachte.

»Bist du nervös?« sprach er sie an.

»Ein wenig …« Sie griff nach dem halbvollen Weinglas, das auf dem Esstisch neben ihrem Teller stand.

»Magst du noch einmal über Morgen reden?«

Sie nickte stumm, ehe sie einen kleinen Schluck nahm und den Blick zum Fenster wandte. Die Gardinen waren halb zugezogen, doch man konnte vereinzelte Lichter in den Nachbarhäusern sehen. – Vermutlich saßen sie ebenfalls beim Abendessen.

»Du kennst die Regeln noch, über die wir gesprochen haben?«, fuhr er fort.

Sie nickte erneut. Es waren drei einfache Regeln. Doch die Erste setzte ihr am meisten zu – die Kleiderordnung.

In Gedanken vertieft, strich sie mit den Fingerspitzen über den Rand ihres Glases. »Meinst du, ich schaffe das?«

»Aber Natürlich, Ella« Er lächelte sanft. »Wir stehen nicht mehr am Anfang; wir haben schon einiges ausprobiert. Da ist das nur eine weitere Kleinigkeit.«

Er griff ebenfalls nach der Serviette. Dann erhob er sich, nahm ihr das Weinglas aus der Hand und stellte es auf den Tisch. »Komm.«

Das Esszimmer war über einen Durchgang mit dem Wohnzimmer verbunden. Sie folgte ihm zum Sofa. Ein Kaminfeuer hatte den Raum mittlerweile herrlich aufgewärmt. Er setzte sich hin und zog sie behutsam zu sich. Sie kuschelte sich in seinen Arm und schloss die Augen.

»Du sagtest, du hättest eine Überraschung für mich«, sprach sie leise.

»Das ist wahr«, antwortet er.

Sie lauschte dem ruhigen Knistern des Feuers, als Henrik sie an sich drückte.

»Wird es weh tun?«, fragte sie vorsichtig weiter.

»Ja, ein wenig.«

Das gedämpfte Knacken eines Holzscheits war zu hören, während sich der warme Schein des Kaminfeuers auf ihrem Körper ausbreitete.

»Ich freu mich auf Morgen«, flüsterte sie müde. »Ich mich auch …«

Kapitel 1 Ende


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