Château Servant – Kapitel 2



Nun war es so weit. Der Mann, der sich um die Autos kümmerte, nahm mit einem Nicken ihren Schlüssel entgegen.

Der Eingang des Anwesens war mit zwei Laternen versehen, hinter denen sich ein breites, steinernes Vordach befand. Von den Fenstern her schien schwaches Licht auf die Straße und ein leises Stimmengewirr suchte sich seinen Weg nach draußen.

Der Abendwind war kühl und sie fror leicht unter ihrem Mantel.

»Bist du bereit, meine Liebe?«, flüsterte er ihr zu.

Sie nickte.

Er legte ihr eine Hand auf den Rücken, dann schritten sie durch die schwere, aus Holz gefertigte Doppeltür.

 

Die Eingangshalle des Schlosses wirkte riesig auf sie. Vom Hauptsaal her drangen Stimmen und leise Klänge eines Violinen Spiels zu ihnen durch.

Ihr Mann geleitete sie in Richtung Garderobe. Nachdem er sich seines Mantels entledigt hatte, brachte der Garderobier einen schlichten, schwarzen Umhang. Sie schaute den Stoff an, als wäre er etwas Böses. Ihr Mann bemerkte ihren Blick und sah sie eine Weile prüfend an. Sie errötete, als sie seine Augen auf sich spürte.

Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten, öffnete er ihr den Mantel und ihre nackten Rundungen zeigten sich. Außer dem Garderobier, der sich seiner Arbeit widmete, waren keine weiteren Personen anwesend und doch glaubte sie, vor Scham vergehen zu müssen.

Endlich ergriff Henrik den Umhang. Als er den schützenden Stoff um ihre Schultern legte, sah sie ihn mit klopfendem Herzen an.

Der Garderobier reichte ihm eine Nummer, dann nahm er die Mäntel entgegen.

Wieder spürte sie Henriks Hand in ihrem Rücken. Er streichelte sie sanft, ehe er sie mit leichtem Druck in Richtung Hauptsaal führte.

 

Auf dem Weg zum Saal bemerkte sie weitere, belebte Räume. Überall an den Wänden befanden sich, in regelmäßigen Abständen, Lampen, die ihre Umgebung in ein warmes Licht tauchten. Der Hauptsaal besaß zusätzlich einen verzierten Kronleuchter, wodurch er heller erschien als die restlichen Räume.

Langsam ließ sie den Blick wandern. Alles im Schloss war in dunklem Braun und tiefem Weinrot gehalten. Die Sessel, die sich am Rand des Saals befanden, waren mit Leder bezogen. Sie standen in kleinen Sitzgruppen zusammen, bestückt mit je einen kleinen, halbhohen Tisch. Unter ihren nackten Füßen erstreckte sich ein weicher, weinroter Teppichboden, der bis in die anderen Räume zu führen schien. An den hohen Fenstern, auf der gegenüberliegenden Seite des Saals, befanden sich schwere, offene Vorhänge.

Die männlichen Gäste, die diesem Abend beiwohnten, trugen elegante, schwarze Anzüge, die Damen lediglich einen schwarzen Umhang.

Ihr Mann löste sich von ihr und sie sah, wie er etwas abseits der Herrschaften trat. Stumm folgte sie ihm, darauf bedacht nicht zu große Schritte zu machen, denn der Saum ihrer abendlichen Kleidung neigte dazu, sich beim Gehen leicht zu öffnen.

Um sich herum hörte sie Gespräche. Die Stimmung schien familiär. Ihr Körper, der noch zuvor gefroren hatte, gewöhnte sich langsam an die Wärme und auch ihre Füße waren nicht mehr so kalt, wie zu Beginn.

Die Kellner, die sich im Saal befanden, waren mit einem schwarzen Frack und einer schlichten, weißen Schürze bekleidet. Auf ihren Tabletts trugen sie Gläser, gefüllt mit stillen Wassern und Weinen.

Sie sah, wie Henrik das Geschehen im Saal in aller Ruhe beobachtete und einen Augenblick lang, drückte sie sich an ihn.

Er lächelte. »Du machst das bis jetzt sehr gut, Ella.«

 

Der Abend verging und keiner der anderen Gäste hatte sich ihnen für mehr als eine Unterhaltung genähert.

Die kleineren Räume waren mit leisen Gesprächen erfüllt. Dort hinein drang kaum ein Laut aus dem Hauptsaal. Das Schauspiel, das sich ihnen in einigen der Räume bot, erschien für andere vielleicht sonderbar, sie aber waren, mit den meisten der Anblicke vertraut. So trafen sie hin und wieder auf eine Frau, die stumm zu Füßen eines Herrn kniete, der sich seinerseits angeregt unterhielt.

Ein anderer Herr besah sich seine entblößte Begleiterin vor den Augen einer kleinen Gruppe von Männern. Der Körper dieser Frau trug frische Striemen. Der Herr, der sie entkleidet hatte, zeichnete mit den Fingern einige dieser Male nach und sie sah, wie die Frau zu erzitterte schien.

Ganz und gar gefangen von dem Geschehen, bemerkte sie nicht, dass Henrik ihr ein Glas Rotwein vom Tablett des Kellners reichte.

»Du wirst hierbleiben, bis man dich holt«, flüsterte er. »Mach dir keine Sorgen, meine Liebe, es geschieht hier nichts, dass du nicht willst.«

 

Sie schaute zu wie er den Raum verließ und ihre Hände schlossen sich nervös um das Glas. – Er hatte sie heute Abend noch nicht einmal allein gelassen.

Gehorsam wartete sie, den Kopf nach unten geneigt, und lauschend den leisen Gesprächen, die um sie herum geführt wurden.

Nach einer Weile hörte sie eine Stimme hinter sich.

»Sind sie alleine hier?« Der Mann, der sie ansprach, war ein gutes Stück älter als sie. Sein gräuliches Haar schimmerte im gedämpften Licht der Lampen.

Sie schüttelte den Kopf, um auf seine Frage zu antworten.

»Wie schade. Ich hätte ihnen gerne die Räumlichkeiten weiter oben gezeigt.« Ein vielsagendes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Aber unter diesen Umständen, müsste ich vermutlich zuerst mit ihrer Begleitung sprechen.« Sie errötete, als sie den Sinn der Worte verstand. Wäre ihr nicht versagt worden zu sprechen, wäre sie jetzt um eine Erklärung bemüht, stattdessen blickte sie verlegen zu Boden.

In dem Moment hörte sie eine weitere Stimme. »Ella, sie werden erwartet.«

 

Während sie den Flur entlangging, hörte sie die leisen Schritte des Mannes vor ihr. Er trug einen eleganten, schwarzen Anzug, dessen Silhouette sich im schwachen Licht der Lampen leicht abzeichnete. In seiner Hand befand sich ein dicker, schwarzer Stoff, ähnlich dem eines Schals. Sie versuchte nicht nervös zu wirken, doch die Tatsache, dass sie mit ihm alleine war, verunsicherte sie. Zögernd schloss sie den Saum ihres Umhangs. – Dann endlich hielten sie vor einer großen, schweren Flügeltür.

»Ich soll ihnen die Augen verbinden. Ihr Herr wünscht es so.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, trat er hinter sie. Ihr Herz schlug schneller, als sich der schwarze Stoff über ihre Augen legte. Er schritt wieder an ihr vorbei und sie hörte, wie sich die Tür öffnete.

Einen Augenblick lang verharrte sie. Eine Hand legte sich in ihren Rücken und man führte sie, ohne ein Wort zu sagen, in den Saal. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und ein kaum merkliches Zittern überkam sie, als sich Kälte auf ihren Fußsohlen ausbreitete. Ihre Füße berührten bloßen, steinernen Boden, während sie in die Mitte des Saals geführt wurde.

Wieder hörte sie, wie Schritte an ihr vorbeigingen. Dieses Mal wurde der Verschluss ihres Umhangs gelöst. Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, blieb dann aber stumm.

Mit gesenktem Haupt stand sie da, den Körper bloßgelegt. Darauf wartend, was als nächstes geschehen würde.

»Ella, bitte knien sie sich hin.«

Sie gehorchte und man führte ihr die Hände hinter den Rücken. Ein leichter Schauer überzog ihre Haut, als sie spürte, wie sich ihre Begleitung wieder von ihr löste. Die Stimme ihres Mannes erklang. Ein leises Flüstern, das sie nicht verstand. Kurz danach entfernten sich Schritte und sie vernahm das Schließen der Flügeltür.

 

Er sprach kein einziges Wort mit ihr.

So kniete sie, inmitten des riesigen Saals, die Augen verbunden, die Hände gehorsam auf dem Rücken verschränkt.

Sie bemühte sich still zu bleiben, sich die allmählich aufkommende Unruhe nicht anmerken zu lassen.

 

Wie lange sie schon kniete, wusste sie nicht, doch sie merkte, wie ihre Arme und Beine langsam kalt wurden. Vorsichtig versuchte sie Hände und Füße zu bewegen, um zu verhindern, dass sie auskühlten. Dann endlich hörte sie die leise Stimme ihres Mannes. Doch er war nicht allein. Sie vernahm eine weitere Stimme. Dann erklangen Schritte.

Jemand blieb vor ihr stehen und legte etwas neben ihr ab. Kurz darauf spürte sie, wie ihre Brüste berührt und die Brustwarzen anschließend leicht gekniffen wurden. Diese Kleinigkeit reizte beide gerade genug, um sie aufzurichten. Ein Augenblick verging, dann spürte sie die Finger erneut. Wieder mit dem gleichen Ergebnis. Sie verspürte Scham, demjenigen gegenüber der sie berührte.

Ihr Körper zitterte leicht, als man ihre Brustwarzen mit etwas einsprühte, das langsam die Rundungen ihrer Brüste hinunterlief. Vorsichtig wurde das Rinnsal aufgehalten und für einen Moment verwandelte sich die Feuchtigkeit in eine enorme Hitze. Dann spürte sie, wie etwas kräftig ihre Brustwarze zusammendrückte.

»Halt bitte still«, hörte sie die Stimme ihres Mannes sagen.

Ihr Atem beschleunigte aufgrund der Ahnung, was folgen würde, doch sie bemühte sich zu gehorchen.

Ein dumpfer, brennender Stich durchfuhr ihre Brustwarze und sie musste ein schwaches Keuchen unterdrücken. Es verging kaum eine Minute, da wurde bereits die Zweite zusammengedrückt und mit demselben, brennenden Stich versehen. – Danach ließ man von ihr ab.

»Lass die Augen noch einen Moment geschlossen«, flüsterte Henrik.

Sie gehorchte und er löste den schwarzen Stoff.

»Ich gratuliere, meine Liebe.« Er hatte das Geschehen in allen Einzelheiten verfolgt und konnte nicht leugnen, dass er gefallen dran gefunden hatte.

»Du darfst aufstehen, wenn du willst.«

Mit gesenktem Haupt öffnete sie die Augen und ihr Blick fiel geradewegs auf ihre Brüste. Beide Brustwarzen waren mit einem kurzen, horizontalen Stab versehen, dessen Enden mit kleinen Kugeln verschlossen waren. Sie lächelte.

Vorsichtig löste sie ihre Haltung und stand auf. Ihre Arme fühlten sich schwer an, genau wie ihre Beine. Ihr Mann, der ihre Mühen bemerkte, stütze sie. Er sah sie besorgt an, doch sie nickte zum Zeichen, das es ihr gut ginge.

»Ich hole deinen Umhang«, flüsterte er, dann ließ er sie für einen Moment allein.

Sie sah ihm nach, ehe ihr Blick auf einen Tisch in der Ecke des Saals fiel, an dem ein junger Mann stand, dessen Hände mit Arzthandschuhen bedeckt waren. Sie merkte, wie er den Blick hob und sie ansah und unweigerlich verspürte sie Schamesröte in ihr Gesicht steigen. Der junge Mann lächelte sie freundlich an, dann nickte er kurz und wandte sich wieder seinen Sachen zu. Sie jedoch wandte sich erst ab, als sie die Schritte ihres Mannes näherkommen hörte.

Ein leichtes Frösteln durchzog ihren Körper, als sie den wärmenden Stoff um ihre Schultern spürte. Sie sperrte den Verschluss zu und atmete tief durch. – Sie hatte es überstanden.

 

Als sie auf den Flur traten, den man sie schon einmal entlanggeführt hatte, sah sie sich zum ersten Mal genauer um. Hier brannte nur sehr schwaches Licht. Der steinerne Boden des Korridors, war mit einem breiten Läufer versehen, der sich bis zum Ende des Ganges hin erstreckte. Die Balken, die die Decke und die Wände zierten, waren aus dunklem Holz, genau wie die, mit Leder bezogenen, Sitzmöbel, die sich hin und wieder an den Seiten des Flurs befanden. In diesem Teil des Schlosses war es vollkommen still, nur die leisen Schritte ihres Mannes waren zu hören.

Als sie den Hauptsaal weiter vorne erreichten, glaubte sie den älteren Herrn bemerkt zu haben, der sie angesprochen hatte, als sie alleine war. Doch erst, nachdem sie an der Garderobe angekommen waren und ihr Mann ihre Mäntel holte, wandte sie sich noch mal um. – Dort stand er und sah sie an. – Nur das.

Ihr Mann bemerkte den Fremden nun seinerseits und ein unerwartetes Gefühl der Entrückung überkam ihn, als er daran dachte, sie diesem Mann vorzuführen. Was ihn jedoch noch mehr faszinierte, war der Blick seiner Frau, die seinen Gedanken zu teilen schien.

»Bestrafen muss ich dich heute nicht, nehme ich an …« Ihr Körper erzitterte und sie schüttelte den Kopf.

»Bedauerlich …«, erwiderte er leise, während er damit begann, ihr, unter den Blicken des Fremden, den Umhang zu öffnen. Sie ließ ihn widerstandslos gewähren, doch als der schützende Stoff vollends ihre Schultern verließ, sah sie ihn nervös an. Er blieb unberührt, während er ihren Umhang über den hüfthohen Tresen der Garderobe legte. Schließlich beugte er sich flüsternd zu ihr runter.

»Gefällt dir das?«

Blut stieg ihr in die Wangen und sie senkte den Blick. Er hob ihr Kinn an und fragte erneut. – Sie nickte.

»Gut … Mir nämlich auch.« Er war erregter als zuvor, wenngleich nur wenige Augenblicke vergangen waren.

 

Vorsichtig legte er ihr den Mantel um, darauf bedacht, nicht an die frischen Stäbe zu stoßen.

»Ihr Wagen wird vorgefahren«, hörte er die Stimme des Garderobiers. Er merkte, wie sie sich an ihn drückte. Dann traten sie hinaus in den kalten Novemberabend.

Kapitel 2 Ende


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